Verletzungen und Überlastungsschäden bei Bogenschützen auf Leistungsniveau
Vorabbemerkung:
Ich bin kein Mediziner und werde daher diese Arbeit in keinster Art und Weise bewerten. Aber ich bin seit 1975 im Bogensport engagiert
und habe hinsichtlich Streben nach Leistung, Erfolg, Mißerfolg, Verletzungen usw einiges erlebt. Weiter habe ich mich intensiv mit der inneren Mechanik
des Bogenspannens beschäftigt und diese Zusammenhänge hinsichtlich der Skelett- und Muskelfunktionen untersucht. Das kann man,
mechanische Gesetze sind auch auf Menschen, Lebewesen anwendbar. In diesem Fall ist es sogar relativ einfach, weil es sich um
quasi-statische Vorgänge handelt. Der dynamische Schußablauf spielt für die Probleme, die Verletzungen hervorrufen keine Rolle.
Die folgenden Überschriften beziehen sich auf einzelne Kapitel der Dissertation.
Das ist ausreichend gut beschrieben
Zitat:
"Wichtig ist, dass die Zugbewegung vor allem von den Schulter-und Rückenmuskeln ausgeht, nicht von den Armmuskeln (Kosar & Demirel 2004)
…In der Ankerphase wird die Schulter des Bogenarms besonders statisch belastet."
Das zweite ist eine unzutreffende Beschreibung. Die Belastung kommt durch das "Drehen" der Oberarme unter hoher Belastung. Das ist im gesamten Bericht nicht einmal erwähnt. Die Rückenmuskeln bauen Drehmomente auf. Diese Drehmomente generieren in den Knochen und Gelenken hohe Druckkräfte, die ihre Größe und -was für die Belastung und Abnutzung der Gelenke möglicherweise wichtiger ist-, ihre Richtung ändern.
Das ist in meinen Bericht Kraftdreieckmythos ausführlich beschrieben.
Zitat:
"Lange Zeit war die Standardliteratur zu dem Thema die Studie zu "Shoulder Injuries in Archery" von Mann & Littke (Mann & Littke 1989).
Sie untersuchten bereits 1989 21 Bogenschützen auf ihre Schulterverletzungen und suchten Korrelate in anatomischen Präparaten.
Sie fanden heraus, dass die häufigste Verletzung beim Bogenschießen eine Schädigung der Zugschulter bei Schützinnen
ist. Die häufigste Art der Schulterverletzung sei das Impingement.
"
Für mich ist es nicht wirklich vorstellbar, wie und wo sich da Sehnen einklemmen können, und ich hoffe einfach, dass genügend sorgfältig diese Begründungen untersucht wurden. Ich hätte, von der Belastung ausgehend eher Beschädigungen der Gelenkpfannen erwartet. Weiterhin ist es nur eine Aufzählung von Studien….
Zitat:
"Mit der vorliegenden Arbeit sollten Überlastungsschäden und unfallbedingte Verletzungen bei Bogenschützen, die an der Deutschen Meisterschaft
in der Halle 2012 sowie an der Europameisterschaft im Freien 2012 teilgenommen haben, erhoben, klassifiziert und ausgewertet werden. ...
Insbesondere sollten Überlastungsschäden und unfallbedingte Verletzungen getrennt voneinander ausgewertet und beschrieben werden.
In diesen Bereich werden auf Grund der anthropometrischen Gegebenheiten nur Schützen/Innen einsteigen können, wenn sie relativ gute geometrische Verhältnisse mit sich bringen. Was viel interessanter gewesen wäre, wie sich die Belastungen bei Normalschützen auswirken und da besonders im Compoundbereich. Der Kraftverlauf beim Spannen des Bogens ist erheblich schwerer, weil die höchsten Kräfte über einen längeren Bewegungszeitraum auftreten. Dieses Problem ist in meinem Artikel "Vergleich Compound Recurve" ausführlich beschrieben. Wie wenig diese Verhältnisse von dem Deutschen Schützenbund (DSB) in der Vergangenheit beachtet wurde zeigt die Tatsache dass zeitweise Jugendliche ohne Beschränkung der Auszugskräfte in den Compounddisziplinen mitschießen durften.
Zitat:
"Bezüglich des Auftretens von Überlastungsschäden kann ein Zusammenhang zu folgenden Variablen beschrieben werden: Wettkampf,
Kadermitgliedschaft, Pfeile/Training und Zuggewicht. Es besteht Zusammenhang zwischen unfallbedingten Verletzungen und
dem BMI des Schützen, einer Mitgliedschaft in einem Kader, der Trainingserfahrung und einem Ausgleichssport.
Sowohl Überlastungsschäden als auch Verletzungen zeigen keinen Zusammenhang zu Geschlecht, Altersklasse, Körpergewicht,
Auszugslänge, Krafttraining und Aufwärmübungen."
Zitat:
"Man kann nur vermuten, wieso die Bogensportler nur zu so geringem Maße an der Studie teilnahmen.
Fest steht, dass es insbesondere beim ersten Teil, der Deutschen Meisterschaft, nur sehr wenig Kooperation, wenn nicht sogar
Stolpersteine, von Seiten der Organisatoren gab, sodass die Durchführung nicht so gestaltet werden konnte wie vorgesehen."
Diese Bemerkung ist schon aufschlußreich, wie Sportverbände mit der Gesundheit ihrer Sportler umgehen...
Hier habe ich keine Daten über die Anthropometrie der Teilnehmer gefunden.
Zitat:
"Dabei ist aber zu beachten, dass ein zu hohes Zuggewicht, vor allem wenn es in Relation zu einer zu geringen Kraft steht,
zu vermehrten Schulterverletzungen führen kann (Palsbo 2012). Hierzu im Kapitel 5.5.1 mehr."
Wie schon bemerkt ist dafür nicht nur die Höhe der Kräfte sondern auch ihr zeitlicher Verlauf sehr wichtig. Das trifft besonders für Compoundschützen zu. Ich konnte übrigens in der Sportordnung des Deutschen Schützenbundes keinen Hinweis darauf finden, dass bei der Jugend eine Begrenzung der Höchstzugkraft vorliegt. Gerade das wäre zwingend erforderlich um langfristige Schäden im Schulterbereich zu vermeiden.
Zitat:
Verschleiß des Akromioklavikulargelenkes
Ein Verschleiß des ACG ist in Hinblick auf den typischen Bewegungsablauf beim Bogenschießen durchaus naheliegend.
Im Rahmen repetitiver minimaler Läsionen (Einschub:Internet->Verletzungen) am Knorpel im Bereich des ACG kommt es zu
inflammatorischen (Einschub: Internet ->Entzündlich)Prozessen und somit zu einer Arthrose (Menge et al. 2014).
Das wird meiner Meinung nach umso häufiger passieren (also nicht nur von der Höhe der Endhaltekräfte) sondern auch von deren zeitlichem Verlauf und den anthropometrischen Verhältnissen der Schützen/Innen. Die Schützenvereine sollten vom DSB Handreichungen bekommen, wie sie die persönlichen Geometrien vermessen können und auf jeden Fall für Frauen und Jugendliche im Compoundbereich die Höhe der Maximalkraft stark beschränken.
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